Wir veröffentlichen Aufzeichnungen unserer Veranstaltungen:
» Zur Übersicht bitte hier entlang!
Wer mag, kann gerne einen Kommentar oder einen "Daumen nach oben" hinterlassen.
Und über Abonnent:innen des Kanals freuen wir uns natürlich auch.
Die Corona-Pandemie wird, so steht zu befürchten, die soziale Spaltung unserer Gesellschaft weiter vertiefen. Dabei entwickeln sich Reichtum und Armut ohnehin schon auf skandalöse Weise auseinander. Wie ist das in einem Land, das zu den reichsten auf dem Planeten gehört, möglich? Dierk Hirschel, Chefökonom der Gewerkschaft ver.di und Mitglied der SPD-Grundwertekommission sucht in seinem aktuellen Buch „Das Gift der Ungleichheit“ nach Antworten. Die großen Krisen der Gegenwart – Pandemie, Ungleichheit, Klimawandel, Krise der Demokratie – haben aus Sicht des Autors ihren Ursprung in einem entfesselten, sozial und ökologisch blinden Kapitalismus.
Die alten, einst erfolgreichen Dompteure des Kapitalismus scheinen ihr Handwerk verlernt zu haben. Gewerkschaften, Sozialdemokratie und Linke können ihn kaum mehr bändigen. Stattdessen gewinnen rechte und rechtsradikale Bewegungen und Parteien an Zulauf.
Gleichzeitig wehren sich aber mehr Menschen gegen Lohndumping, unsichere Jobs und die Zerstörung ihrer natürlichen Lebensgrundlagen. Sie fordern eine sozial und ökologisch gerechtere Gesellschaft, höhere Löhne, bessere Arbeitsbedingungen, eine funktionstüchtige öffentliche Infrastruktur, bezahlbares Wohnen und den Schutz des Klimas. Wie können Gewerkschaften, Umweltbewegung und fortschrittliche Parteien diese Ziele erreichen? Dierk Hirschel entwirft die Grundlinien einer fortschrittlichen Politik für das 21. Jahrhundert und diskutiert, wie dafür gesellschaftliche Mehrheiten gewonnen werden können.
Zuletzt bearbeitet am: 27.04.21
In Kreisen von Corona-Leugnern verbreitet sich die Behauptung, die aktuellen Impfstoffe seien mit Zyklon B zu vergleichen – jenem Giftgas, mit dem in deutschen KZs der industrielle Massenmord an Juden perfektioniert worden ist. Das zeigt einmal mehr, wie die Umdeutung historischer Fakten funktioniert und politisch genutzt wird.
Die Neue Rechte – auch die AfD – will die jüngere deutsche Geschichte neu schreiben: Die Verbrechen des Nazifaschismus sollen relativiert, die Erfolge des Deutschseins betont werden. In ihrem Kampf um die kulturelle Hegemonie ist das für die Rechten einer der wichtigsten Schauplätze. Deshalb war Alexander Gaulands „Vogelschiss“-Tirade kein Ausrutscher, sondern Programm. Erst wenn es ihnen gelingt, die deutsche Geschichte in ihrem Sinn umzudeuten, können sie die Idee einer „Volksgemeinschaft“, einer „Einheit der Deutschen“ verankern – einer Gemeinschaft, zu der dann viele Deutsche nicht mehr gehören würden. In den letzten Jahren haben sie dabei beängstigende Erfolge erzielt.
Zuletzt bearbeitet am: 27.04.21
Zwischen der Europäischen Union und ehemaligen Kolonien in Afrika (und anderswo) ist ein neuer Grundlagenvertrag fertig verhandelt worden; er muss nur noch ratifiziert werden. Damit soll das „Cotonou-Abkommen“ aus dem Jahr 2000 abgelöst werden. Wie dieses umreißt es das zwischenstaatliche Verhältnis in den Bereichen Entwicklungshilfe, Handel, Investition und Menschenrechte. Es erstrecke sich „von nachhaltiger Entwicklung und nachhaltigem Wachstum bis hin zu Menschenrechten, Frieden und Sicherheit“ und sei „darauf ausgerichtet, jede der beteiligten Regionen zu stärken“, heißt es seitens der EU.
Die kritischen Fragen bleiben, insbesondere was Afrika betrifft. Wie soll die Umsetzung in Kriegsbieten wie Kongo, Äthiopien oder Mosambik überhaupt möglich sein? Wie ist das ur-sprünglich formulierte Ziel, die Armut in Afrika zu bekämpfen, verankert? Wie sieht es mit dem Klimaschutz aus: Momentan sind 450 Kohlekraftwerke in Afrika in Planung oder im Bau. Inwieweit war die Öffentlichkeit hier und dort bei der Entwicklung des Vertrages beteiligt, welche Interessengruppen waren maßgeblich? Welche Rücksichten nimmt das neue Vertragswerk auf Initiativen der Afrikanischen Union, wie den Aufbau eines Binnenmarkts für afrikanische Waren und Dienstleistungen? Vor allem aber: Vertieft nicht die EU die Spaltung zwischen den Staaten des Kontinents, indem sie Nordafrika aus dem Vertragswerk ausschließt?
Francisco Mari, Referent Welternährung, Agrarhandel und Meerespolitik bei „Brot für die Welt“, hat sich intensiv mit der europäischen Politik gegenüber Afrika befasst. Er wird in seinem Vortrag das geplante „Partnerschaftsabkommen“ vorstellen, seine positiven und negativen Seiten erörtern und Fragen beantworten.
Zuletzt bearbeitet am: 19.04.21
Der ATTAC-Jour Fixe, wie gewohnt am letzten Dienstag im Monat. Nur diesmal nicht in den derzeit geschlossenen Räumen des Club Voltaire, sondern online als Video-Konferenz (VK):
„Beide Faktoren, der subjektive wie der objektive, müssen vielmehr in ihrer beständigen dialektischen Wechselwirkung begriffen werden, in einer unteilbaren, unisolierbaren.“
(Ernst Bloch, das Prinzip Hoffnung, Suhrkamp, 1974, 1.Band, S. 168)
In Europa hat die Décroissance/Degrowth-Bewegung ausgehend von Frankreich auch in Deutschland in den letzten zehn Jahren eine Debatte mit dem etwas unhandlichen Begriff „Postwachstums“ in fortschrittlichen gesellschaftlichen Bereichen an Bedeutung gewonnen. Ähnliche Bewegungen haben sich in anderen Kontinenten, vor allem in Lateinamerika, mit unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten entwickelt. Nicht zuletzt aufgrund des desaströsen ökologischen Status Quo rsp. der Klimaschutz-Initiativen ist der Diskurs um ökonomisch-soziale Antworten auf die für Menschen und Planeten zerstörerischen Auswirkungen des Kapitalismus alternativlos. Kapitalismus-Kritik ist en vogue.
Es geht um nicht weniger als eine komplette Veränderung gesellschaftlicher Macht-, Wirtschafts-, Sozial- und Lebenskonzepte.
Doch wie sehen die Bedingungen [in der BRD] dafür aus? Meines Erachtens sind bislang die subjektiven gesellschaftlichen Voraussetzungen dafür in der Debatte unterbelichtet geblieben. Ein Land, in dem sich eine breite, kreative, stark Umwelt orientierte Protestkultur entwickelt hat, das aber nur beschränkt auf eine entwickelte Widerstandstradition zurückschauen kann. Es soll nun bei diesem Jour Fixe versucht werden, dem sog. sozialen Subjekt, den Hoffnungsträger*innen für diesen „großen Wurf in die Zukunft“ nachzuspüren.
Einleitend werden kurz die Hauptströmungen der Postwachstumsdebatte zusammengefasst dargestellt. Dann folgen einige historische Aspekte, Analysen, Zahlen, Fakten als Annäherung zu diesen sozialen Gegebenheiten, auch um ein gewisses Bild der Barrieren für einen Wandel in einer von Konsum, Angst, Konkurrenz konditionierten, stark fragmentierten Gesellschaft mit einer als quasi selbstverständlich internalisierten imperialen Lebensweise zu zeichnen.
Was steht dem gegenüber? Wo liegen die emanzipatorischen Ansätze dieser Neuen Sozialen Bewegungen (NSB) und ihrer Widerstandsformen? Es hat sich in Deutschland in den letzten ca. 50 Jahren eine ausdifferenzierte, außerparlamentarisch bewegte Zivilgesellschaft entwickelt, die vorwiegend von Mittelschichten getragen wird. Ihr Potential ist so beachtlich wie diffus. Kann in diesem Zusammenhang der Begriff Klassenbewusstsein, also die Bedeutung von der Arbeiter:innenklasse „für sich“ noch eine Bedeutung haben? Für das Oben, für das Unten? Wie lässt sich die Wahrnehmung, die Verbindung der NSB zur Welt der abhängig Beschäftigten verbessern? Vor allem zu den sozialen Grauzonen der gegen Armut kämpfenden Menschen, den verschiedensten Communities der Migrant:innen, zu denen, die trotz 12 Stunden Jobs oder zwei, drei Arbeitsplätzen (meist vertragslos) trotzdem nicht bis zum Monatsende mit ihrem Einkommen reichen?
Ein PowerPoint unterstützter Vortrag von etwa 1 Stunde soll die Grundlage geben, um anschließend anhand einiger Thesen gemeinsam darüber zu reden, wie sich die Tastversuche, die „Mitnahme-Effekte“ in Richtung einer gesellschaftlichen Transformation allgemein und persönlich vertiefen lassen.
Referent: Detlef Schaefer, aktiv in Attac und der Klimaentscheid-Initiative Frankfurt
(Wer Interesse und Zeit dazu hat, dem kann ich ab 11. Mai eine kleine Ausarbeitung (19 Seiten) zu dem Thema: „Ein Versuch über das Metropolen-Subjekt im Fokus von Transformationsstrategien hin zu einer Postwachstumsgesellschaft“ zusenden.
Anfragen bitte an folgende Mail-Adresse: detta.schaefer@gmail.com)
Zuletzt bearbeitet am: 27.04.21
Einwahl-Link: https://bbb.galatis.de/b/arn-fyi-2ac-bum
Zuletzt bearbeitet am: 06.05.21
Stephan Krull war bis 2006 Mitglied des Betriebsrats bei VW in Wolfsburg. Er ist Koordinator des Gesprächskreises »Zukunft Auto, Umwelt, Mobilität« der Rosa-Luxemburg-Stiftung und Mitinitiator der Studie „Automobilindustrie und Transformation aus Sicht der Beschäftigten“, die demnächst veröffentlicht wird.
Autobelegschaften können mehr als Autos bauen. Aber wollen sie das auch? Landläufig wird angenommen, dass Beschäftigte in der Autoindustrie nichts als Autos im Kopf haben. Die von Stephan Krull mitinitiierte Studie hat ergeben, dass sie einer ökosozialen Wende offener gegenüberstehen als gemeinhin angenommen. Jetzt hat auch der Betriebsratsvorsitzende von VW in Baunatal – Carsten Bätzold – festgestellt, dass eine Konversion der Automobilindustrie hin zu ÖPNV und Schienennetzen Sinn machen würde.
Gibt es Anlass zu Hoffnung, dass sich ein Umdenken andeutet? Wie können wir diesen Prozess befördern? Das sind Fragen, die wir mit Stephan Krull besprechen werden.
Anwahl zum Zoom-Meeting:
https://uni-jena-de.zoom.us/j/66423125032
Meeting-ID: 664 2312 5032
Kenncode: 035018
Zuletzt bearbeitet am: 20.05.21